Schwierige Menschen führen - Menschen mit Tunnelblick

Schwierige Menschen führen

Wie können wir schwierige Menschen führen? Den widerspenstigen Mitarbeiter mit seinem irren Potenzial, der sich gerade in eine seiner Ideen wie in einen Schützengraben zurückgezogen hat. Die beratungsresistente Kundin – ganz auf eine Lösung fixiert, die Sie ihr nicht ohne schlechtes Gewissen verkaufen können. Den langjährigen Weggefährten, der sein Unglück herausfordert … und manchmal sich selbst, verstrickt in offensichtlich destruktives Verhalten. Menschen mit Tunnelblick: Wie können wir so schwierige Menschen führen?

Wenn auch Ihnen diese Frage unter den Nägeln brennt und Sie darauf eine vernünftige Antwort finden möchten, biete ich Ihnen im folgenden Coaching-Tipp ein paar Übungen an, die Ihnen weiter helfen könnten:

Schwierige Menschen führen

Vorab ein Wort zum Thema Führung: Natürlich führen wir nicht nur in hierarchischen Führungsfunktionen.

Ich hatte und habe selbst in unterschiedlichen Funktionen Führungsverantwortung … und dabei ist die klassische Linienführung nur eine unter vielen.

Führung auf unterschiedlichen Hierarchiestufen, Fachführung, Führung von Netzwerken und Arbeitsgruppen, von Ehrenamtlichen in Vereinen und sozialen Initiativen. Und nicht zuletzt: Führung im privaten Bereich, in Verantwortung für Familie, Kinder, …

Führung ist fließend. Sie findet in klassischen Hierarchien genauso statt wie „von unten nach oben“ oder jenseits jeder festgeschriebenen Hierarchie. Sie geschieht, wo immer wir es mit sozialen Beziehungen zu tun haben und miteinander Lösungen aushandeln.

Und sie gelingt, wenn anvisierte Ziele erreicht oder übertroffen werden.

Coaching-Tipp: Schwierige Menschen

Genau besehen ist „Schwierige Menschen führen“ eine Gleichung mit vier Variablen:

  1. Die „schwierigen Menschen“,
  2. Ihr Führungsverhalten,
  3. die Reaktion darauf
  4. und Sie selbst als Führungskraft

Nehmen Sie sich diese Variablen jetzt einzeln vor und betrachten Sie die folgenden Übungen als Netz, in dem Sie auf wertvollen Fang aus sind:

Versuchen Sie's mit den hier angebotenen Übungen und ziehen Sie einen wertvollen Fang an Land. Defranceschi ©

Ziehen Sie mit den hier angebotenen Übungen einen wertvollen Fang an Land – © Defranceschi

Übung 1: Schwierige Menschen

Was genau ist am Zusammenspiel mit dieser konkreten Person für Sie im Moment „schwierig“?

Nehmen Sie ein Blatt Papier zur Hand und halten Sie fest, was Ihnen am Verhalten dieses einen „schwierigen Menschen“ Mühe macht:

  • Er erreicht seine Ziele nicht, sucht „Schuld“ bei Anderen, ist unkonzentriert, …
  • Sie hört nicht zu, bleibt unverbindlich, handelt anders als sie spricht, …
  • Er träumt vor sich hin, spricht unzusammenhängend, argumentiert unfair, …

Meist erkennen wir den Splitter im Auge des Anderen besser als das Brett vor unserem eigenen Kopf. Insofern: Bewahren Sie sich und Ihr Gegenüber vor billigen Schuldzuweisungen indem Sie sich auf möglichst konkretes, objektiv nachvollziehbares Verhalten konzentrieren.

Und bringen Sie dieses in einfachen Worten auf den Punkt. Dabei hat sich folgende Struktur bewährt:

  1. Beschreiben Sie, was Sie (nachvollziehbar) wahrnehmen und verdeutlichen Sie es an zwei bis drei konkreten Beispielen. Achten Sie dabei auf knappe, präzise Formulierung – es soll daraus ja keine Anklagerede werden.
  2. Zeigen Sie in ebenso knappen Worten auf, welcher Schaden dadurch entsteht bzw. welche Chancen verhindert werden. Hier ist ggfs. auch der richtige Ort, Persönliches anzusprechen: Wie geht es Ihnen persönlich damit?
  3. Formulieren Sie in klaren Worten Ihre Erwartungen: als Bitte, als Aufforderung … im Wiederholungsfall mitunter auch als Bedingung für ein weiteres Miteinander. Wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihre Erwartung konkret, überprüfbar und erfüllbar ist. Verlangen Sie nichts Unmögliches.

Indem Sie selbst eine klare, verbindliche Haltung einnehmen, wird es auch Ihrem Gegenüber leichter fallen, den Tunnelblick etwas auszuweiten und Ihrem konstruktiven Beispiel zu folgen.

Übung 2: Ihr Führungsverhalten

Führen ist ein „TUN“-Wort. Tun sie das wirklich: „Führen“? Woran genau ist erkennbar, dass und wenn sie führen?

Nehmen Sie sich auch hier wieder Papier, Stift und etwas Zeit, Ihr konkretes Führungsverhalten zu reflektieren:

Mein Führungsverhalten zeichnet sich dadurch aus, dass ich …

  • … Ziele vereinbare und deren Umsetzung überprüfe.
  • … aktiv den Kontakt mit meinem Gegenüber suche.
  • … meine Erwartungen klar und nachvollziehbar formuliere.
  • … Feedback gebe und einfordere.
  • … aktiv zuhöre, was mein Gegenüber sagt.
  • … selbst verbindlich bin, wenn ich etwas zugesagt habe.

Bringt Sie diese Übung etwas in Bedrängnis? Dann könnte es sein, dass die „Schwierigkeit“ gar nicht bei Ihrem Gegenüber liegt, sondern in Ihrem unklaren Führungsverhalten.

In diesem Fall werden Sie bei Ihrer Aufgabe mit Sicherheit rasche und große Fortschritte machen. Denn jeder Klärungsschritt wird von den Menschen in Ihrer Umgebung rasch bemerkt, selbst wenn er nur in Ihrem Kopf stattfinden sollte …

Übung 3: Die Reaktion

Sie haben also festgestellt, dass etwas im Argen liegt. Es gibt einen „schwierigen Menschen“, den Sie führen müssen oder wollen – und Sie kommen dabei nicht so recht voran. Die Reaktion auf Ihr Engagement entspricht einfach nicht dem, was Sie sich erwarten.

Kann es sein, dass das mehr an Ihren Erwartungen liegt als an dem „schwierigen Menschen“ oder Ihrem Führungsverhalten? Hinterfragen Sie im nächsten Schritt das Ziel und den Weg dazu:

  • Gibt es ein klar formuliertes und anerkanntes Ziel? (Überprüfen Sie das, indem Sie den „schwierigen Menschen“ das Ziel in eigenen Worten beschreiben lassen)
  • Ist allen klar, bei wem die Verantwortung wofür liegt?
  • Besteht Einvernehmen über zulässige Mittel und Wege zur Zielerreichung?
  • Haben Sie Zwischenziele im Blick, die die Erfolgskontrolle erleichtern?

Schaffen Sie Klarheit und Verbindlichkeit. Und wenn Sie auch damit nicht punkten, beobachten Sie diesen „schwierigen Menschen“ einmal eine Zeit lang unvoreingenommen. Ist das Verhalten dieses Menschen fraglos destruktiv? Beschädigt er oder sie zweifelsfrei das Miteinander und sich selbst? Dann ist es an der Zeit, hier professionelle Hilfe anzubieten, um weiteren Schaden abzuwenden.

Bleiben Sie dabei aber offen und aufmerksam: jemandem vorschnell psychische Probleme zu unterstellen mag ein verlockender Ausweg aus einer verzwickten Situation sein. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass dieser „schwierige Mensch“ gerade einen ganz neuen Zugang zu dem gemeinsamen Thema ausbrütet – das kann schon mal etwas unwirsch wirken.

Und vielleicht liegt der Hund auch ganz wo anders begraben.

Übung 4: Sie selbst

Wenn Sie bei den bisherigen Übungen noch auf keine nennenswerten Erkenntnisse gestoßen sind, prüfen Sie mit dieser Übung kritisch Ihre eigene Rolle bei dem Spiel. Nicht mehr nur Ihr Verhalten, sondern den Kern der Sache: Vielleicht sind Sie selbst ein größerer Teil des Problems als Ihnen bewusst ist?

Nehmen Sie noch einmal das Blatt Papier zur Hand, auf dem Sie Übung 1 festgehalten haben. Formulieren Sie jede einzelne Aussage probehalber so um, als würde sich die Kritik an Ihre eigene Person richten:

  • Ich erreiche meine Ziele nicht, suche „Schuld“ bei Anderen, bin unkonzentriert, …
  • Wer nicht zuhört, das bin ich. Ich bleibe unverbindlich, handle anders als ich spreche, …
  • Ich träume vor mich hin, spreche unzusammenhängend, argumentiere unfair, …

Prüfen Sie genau, was in Ihnen bei dieser Übung vorgeht. Es sind nicht die kleinsten Fische, die sich mit dem Netz dieser Übung fangen lassen – doch sie entwischen dem Unachtsamen recht leicht:

Wenn Sie diese Übung völlig kalt lässt, sind die so formulierten Aussagen vermutlich ganz einfach irrelevant.

Vielleicht erkennen Sie aber auch nüchtern, dass Sie sehenden Auges in eine Projektionsfalle gerannt sind?

Oder Sie empfinden starke Emotionen wie Ärger, Zorn, Wut? Auch das wäre ein starker Hinweis, die Lernaufgabe bei sich selbst zu suchen.

***

Es fällt uns häufig deutlich leichter, Schwächen bei Anderen zu entdecken als bei uns selbst. Nüchtern betrachtet ist das jedoch eine hervorragende Gelegenheit, uns dadurch zu einem wirklich nennenswerten Lernschritt herausfordern zu lassen.

Damit hätten wir dann erkannt, dass auch wir selbst manchmal mit Tunnelblick unterwegs und „schwierig zu führen“ sind.

Übrigens

Führungskompetenz lässt sich trainieren, will immer wieder neu entdeckt werden und ist nie wirklich „fertig“ ausgebildet. Denn wir haben es im Führungsalltag häufig mit neuen Situationen zu tun, die nach neuen Antworten verlangen.

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Glaskugel, in der sich die Welt spiegelt

Entscheiden – Realität und Wirklichkeit


Sie sind ein grundvernünftiger Mensch und verlassen sich bei Ihren Entscheidungen nicht gerne auf die Anzahl der Blütenblätter eines Gänseblümchens? Entscheiden lieber auf einer soliden Grundlage?

Im folgenden Coaching Tipp erfahren Sie, wie die Unterscheidung zwischen „Realität“ und „Wirklichkeit“ Ihnen dabei helfen kann, aus Entscheidungssituationen das Beste zu machen!

Entscheidungen erfordern Klarheit. Entweder – oder. Ja oder nein, Schwarz oder Weiß. Wer bei seinen Entscheidungen jedoch Realität und Wirklichkeit gleichermaßen berücksichtigt, kann sich auf so manches Abenteuer gefasst machen, das eine scheinbar einfache Entscheidungsfrage auslöst: Willst du dir als Firmenwagen einen Tesla kaufen?

Entscheiden – Realität und Wirklichkeit

Coaching-Tipp: Entscheiden - Realität und Wirklichkeit

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Die Realität ist für dich und mich die selbe: Farbwerte sind exakt festgelegt, wir alle wissen, was unter „Messer und Gabel“ zu verstehen ist und es steht außer Streit, was ein Kuss ist.

Die damit verbundenen Wirklichkeiten können jedoch sehr unterschiedlich sein: Die Farbe weiß wird in westlichen Ländern mit Reinheit, in Asien mit Trauer assoziiert. Beim Gedanken an „Messer und Gabel“ läuft nur einem kleinen Teil der Weltbevölkerung das Wasser im Mund zusammen – weltweit sind Stäbchen, das durchaus gepflegte Essen mit den Händen oder das Schlürfen aus entsprechenden Behältnissen state of the art. Und welche Bedeutung einem Kuss beigemessen wird, darüber sind sich nicht einmal die Kids einer einzigen Schulklasse einig.

Realität und Wirklichkeit können also völlig unterschiedliche Aspekte eines Sachverhalts sein – selbst bei scheinbar banalen Fällen wie der Auswahl eines Automobils. Umso mehr, wenn es um Zwischenmenschliches geht.

Coaching Tipp: Entscheiden – Realität und Wirklichkeit

Solide Entscheidungen berücksichtigen Realität und Wirklichkeit gleichermaßen – versuchen Sie es bei nächster Gelegenheit einmal mit diesem Selbstcoaching-Tool:

Schritt 1: Sammeln

Nehmen Sie wie beim Coaching-Tipp zum Thema Entscheidungsfindung ein Blatt Papier zur Hand und zeichnen Sie eine Matrix mit sechs Feldern auf:

Die X-Achse betrachten wir als Beziehungsachse mit den Kategorien „ich“ – „wir“ – „du“ (oder „die Anderen,wenn von der Angelegenheit ein größerer Personenkreis betroffen ist).

Die Y-Achse bildet die Aspektachse mit den beiden Kategorien „Realität“ und „Wirklichkeit“ ab.

Bei komplexeren Themen kann es schon mal sinnvoll sein, die Matrix als Puzzle aus 6 ganzen Seiten zu erstellen.

Coaching-Tool: Entscheiden - Realität und Wirklichkeit

Coaching Tool „Entscheiden“ – anklicken, ausdrucken, verwenden. Defranceschi © 

Jetzt nehmen Sie einen Stift zur Hand und tragen alle Informationen in das entsprechende Feld ein, die Sie bereits gesammelt haben. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf, ohne sich selbst dabei zu zensurieren – nehmen Sie sich dafür 10 bis 15 Minuten Zeit:

  • Sie wollten sich als Firmenwagen einen Tesla kaufen? ich – Realität
  • Für Sie bedeutet diese Marke „Erfolg“? ich – Wirklichkeit
  • Ihr Chef sieht darin Verschwendung? du – Wirklichkeit
  • Sie können ein interessantes Angebot eines vertrauenswürdigen Händlers vorlegen? wir – Realität
  • Ihr Chef legt Ihnen 3 günstigere Alternativen zur Auswahl vor? wir – Realität
  • Sie können sich für keines der 3 Modelle erwärmen? ich – Wirklichkeit
  • Das Thema beginnt, Ihre Beziehung zu Ihrem Chef zu belasten? wir – Wirklichkeit

Schritt 2: Muster Erkennen

Wo sind die Felder, die überquellen vor Informationen – und wo jene, in denen Sie wenig oder vielleicht gar nichts eingetragen haben? Wir alle haben Gewohnheiten und pflegen Betrachtungsweisen, die uns allzu häufig kaum bewusst sind. Mit dieser einfachen Methode des Aspekte-Sammelns und –Kategorisierens machen Sie sich Ihre Denkspuren sichtbar … und damit verfügbar:

  1. Habe ich bei meinen Überlegungen alles berücksichtigt oder fehlen wesentliche Aspekte?
  2. Sehe ich das wirklich so oder ist meine Einschätzung „nur“ das Ergebnis meiner Gewohnheiten?
  3. Hilft mir diese Art mit dem Thema umzugehen tatsächlich weiter oder behindert sie mich eher?

Schritt 3: Fehlendes Ergänzen

Sie haben also möglicherweise erkannt, dass Sie Ihre eigene Wirklichkeit sehr stark berücksichtigen und die gemeinsame Realität und Wirklichkeit im Unternehmen aus dem Blick verloren haben – oder umgekehrt?

Kein Problem: Jetzt, da Sie diese Verzerrung erkannt haben, tun Sie sich deutlich leichter, das noch Fehlende zu ergänzen: Tun sie es und tragen Sie auch diese weiteren Aspekte in Ihrer Matrix ein – vielleicht mit einer anderen Farbe?

Schritt 4: Auswerten

Sie haben jetzt alle Aspekte des betreffenden Themas gesammelt? Sind zuversichtlich, dass Sie nichts Wesentliches mehr übersehen haben? Gut: Dann geht es jetzt an’s Auswerten:

Gehen Sie Feld für Feld durch und fassen Sie alle dort enthaltenen Einträge zusammen: Macht Ihnen das, was Sie dort lesen, Mut? Gibt es Ihnen Kraft und Zuversicht? Dann geben Sie dem Feld ein „+“ … oder vielleicht sogar ein „++“?

Verursachen Ihnen die dort enthaltenen Aspekte Kopfweh, wirken belastend oder kräfteraubend? Dann geben Sie dem Feld ein „-“ … oder vielleicht sogar ein „- -“?

Sie können hier nach Belieben mit Größe, Farbe oder mit Zahlenwerten und Skalen experimentieren – das Wichtigste ist, dass Sie sich ein vertiefendes Verständnis für Ihr Thema verschaffen: Betrachten Sie jetzt die „Spalten- und Zeilensummen“.

Wenn Sie die Spalten „ich“, „wir“ und „du“ zusammenfassen – gibt es eine Kategorie, die deutlich mehr positive Aspekte aus Realität und Wirklichkeit enthält oder sind die Kategorien ausgeglichen? Ist die „Wir-Dimension“ positiv hinterlegt und Sie erkennen, dass Sie gemeinsam am selben Strang ziehen oder kommen da eher Zweifel auf? Dann möchten Sie vielleicht etwas mehr Energie für den Zusammenhalt investieren … oder Sie erkennen, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung?

Wenn Sie die Zeilen Realität und Wirklichkeit zusammenfassen – haben Sie zu Realität und Wirklichkeit einen ausgewogenen Zugang? Oder möchten Sie vielleicht einmal dem weniger beachteten Aspekt etwas mehr Aufmerksamkeit schenken?

Entscheiden – Realität und Wirklichkeit

Wundern Sie sich bitte nicht, wenn Ihnen die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer scheinbar simplen Entscheidungsfrage wie der nach dem Erwerb einer spezifischen Automarke Antworten auf Fragen gibt, die Sie zuvor gar nie gestellt hatten. Das ausgewogene Einbeziehen von Realität und Wirklichkeit führt gerne zu solchen völlig unerwarteten Ergebnissen. 😉

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Glut und Feuer

Motivation – und wofür brennst du?

Motivation ist eine Freude – auf den ersten Blick zumindest. Und wofür brennst du?

Helge ist Motivation pur.

Helge ist Mitarbeiter eines gutgehenden IT Dienstleisters. In seinem Team arbeitet er mit 8 Kollegen zusammen. Gut die Hälfte davon arbeitet schon ewig hier – ein eingefleischtes Team, fast schon Inventar.

Und die Anderen? Die sind mehr so wie er: Sie packen jede günstige Gelegenheit zur finanziellen Verbesserung am Schopf, sammeln hier und dort Erfahrungen und ziehen rasch weiter zum nächsten, lukrativeren Job. Motivation pur könnte man meinen.

Danach gefragt, was er sich davon verspricht, bemerkt Helge lapidar, er wolle sich damit seinen Traum vom Eigenheim in prominenter Stadtrandlage erfüllen. Dass dahinter „nur“ der Wunsch steht, endlich von seinem Vater anerkannt zu werden, wird er erst Jahre später in einer Burnout-Klinik erkennen.

Helge ist Motivation pur. Er tut alles dafür, Anerkennung zu bekommen.

Anita ist Motivation pur.

Anita führt seit Jahren die wenig bedeutende Filiale eines bekannten Lebensmittel-Discounters in einem städtischen Randgebiet. Sie macht ihren Job gut. Erkennt und behebt aufkeimende Probleme im Team frühzeitig und steht ihren Mitarbeiterinnen auch bei privaten Problemen zur Seite. Dabei verliert sie doch nie das Geschäft aus den Augen. Ihr entgeht nichts. Sie behält stets die Übersicht, hält alles in Ordnung.

Als ihr die Führung der viel größeren und lukrativeren Innenstadt-Filiale angeboten wird, lehnt sie ohne lange zu überlegen ab: Nur keine Veränderung, nur keine Unordnung in ihrer kleinen, perfekten Welt zulassen!

Anita ist Motivation pur. Sie tut alles dafür, die Kontrolle zu behalten.

Daniel ist Motivation pur.

Daniel hatte sich als junger Erwachsener für eine Berufsausbildung als Bierbrauer interessiert, diesen Gedanken aber dann wieder aufgegeben. Er verbringt Jahre als Grafiker und später Texter in einer Marketingagentur. Da bringt ihn ein Kundenauftrag wieder in Kontakt mit seinem Jugendtraum. Prompt absolviert er eine Braumeister-Ausbildung und macht sich in der Folge mit einer kleinen Craft-Beer-Brauerei selbständig. Nach ersten Erfolgen übernimmt er sich, muss Konkurs anmelden und seinen Betrieb wieder schließen.

Heute ist Daniel Marketing-Leiter einer traditionsreichen Brauerei. Auf seine Erfahrung als Selbständiger blickt er mit verschmitztem Blick  zurück. Auch wenn das Ende schmerzhaft war, möchte er diese „geilste Zeit seines Lebens“ nicht missen.

Daniel ist Motivation pur. Er tut alles dafür, seine Ideen zu verwirklichen.

Motivation – und wofür brennst du?

So ist das mit der Motivation. Was auf den ersten Blick fraglos auf der Plus-Seite der Lebensbilanz zu verbuchen ist, birgt seine Tücken. Denn wer brennt, kann auch verbrennen.

In einem Einzelcoaching genauer hinzuschauen, aus welchen Quellen Motivation sich nährt, kann zu tiefgreifenden Erkenntnissen und wesentlichen Veränderungen führen.

Es macht eben einen Unterschied, welche Motivation hinter deiner Motivation steht. 😉

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Ruhe im Sturm

Ruhe im Sturm

Das ganz normale „daily business“ – das eine oder andere Sonderprojekt inklusive. Familie, Freunde, Freizeit, soziale Verpflichtungen. Die Themen prasseln in abenteuerlicher Geschwindigkeit auf dich ein – und manchmal wird es fast ein bisschen viel … zu viel vielleicht?

Wenn Ihnen diese Situation (allzu) vertraut ist und Sie daran etwas ändern möchten, dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Ruhe im Sturm

Manche Menschen blühen bei der Aussicht auf eine ordentliche Herausforderung geradezu auf. Es tut sich was! Die günstige Gelegenheit bietet sich, die Chance will genutzt werden und es liegt ein ganzes Orchester positiver Empfindungen in der Luft: Engagement, Begeisterung, Geschwindigkeit, Erfolg. Dabei kann es nicht schnell genug gehen. Erst wenn wir mittendrin sind … wären wir froh, wir könnten einen Gang zurückschalten.

Ruhelos

Was wir in guten Zeiten „Flow“ nannten, entwickelt langsam aber sicher Eigendynamik. Die Geschwindigkeit erhöht sich, das Schwungrad hat längst Fahrt aufgenommen. Aus dem zur Gewohnheit gewordenen kräftigen Anschieben bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit ist ein immer deutlicheres Unwohlsein, Ausweichen und Bremsen geworden. Ruhelosigkeit greift um sich – nicht nur während der Arbeit, auch in der Freizeit, im Urlaub. Selbst in der Nacht geht der Druck nicht mehr weg.

Klar lässt sich das mit (heldenhafter) Tatkraft kaschieren – und weiter geht’s im selben Trott: Bei dem ganzen Stress, den ich mir antue, brauche ich einfach ab und zu ein paar Stunden auf dem Rad oder den Skiern!

Wieso auch nicht?

Oder rührt die Motivation beim gefühlten siebenten Berufswechsel, Umzug oder Umbau des Wohnsitzes in den letzten drei Jahren womöglich doch daher, dass wir es einfach nicht mehr gewohnt sind, mit uns selbst und unserer Umgebung in Frieden zu sein?

Aus welchen Gründen auch immer: Er tobt also wieder einmal rund um Sie – der Sturm des Lebens.

Damit Sie trotzdem und relativ unabhängig von äußeren Umständen Ihre innere Ruhe bewahren und „bei Sinnen“ bleiben – dafür habe ich für Sie den folgenden Coaching-Tipp verfasst:

Coaching-Tipp: Ruhe im Sturm

Ruhe im Sturm zu bewahren benötigt zweierlei: Wissen und Handeln. Mit folgenden einfachen Übungen, sollte es Ihnen leichter fallen, Ihre Ruhe im Sturm zu bewahren:

Erkennen Sie den Sturm.

Und zwar rechtzeitig. Die Frage ist nicht so dumm, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Oder glauben Sie im Ernst, dass der Jobhopper, die Wohnortwechslerin oder der umtriebige Häusl(um-)bauer wissen, wann sie sich gerade wieder einmal in Gefahr bringen?

Wenn Sie sicherstellen wollen, dass Sie nicht plötzlich selbst zwischen zwei Jobs verloren gehen, sich in einem Chaos von Umzugskartons oder einer hoffnungslosen Baustelle wiederfinden, dann stellen Sie sich der Frage:

Wann und woran erkenne ich den aufziehenden Sturm?

Wenn es Ihnen gelingt, den aufziehenden Sturm rechtzeitig zu erkennen, bevor echter Schaden entsteht, ist das schon die halbe Miete. Beachten Sie die frühen Anzeichen und versuchen Sie einen neuen Umgang mit diesen „running gags“ in Ihrem Leben.

… und dann geht’s an’s TUN:

Was machen Sie das nächste Mal, wenn wieder einmal alle Zeichen auf Sturm stehen?

Niemand ist verpflichtet, jedesmal wieder an der selben Stelle auszurutschen. 😉

Wenn schon Sturm, dann richtig.

Gibt es auch in Ihrem Leben typische Sturmzonen – vielleicht sogar wahre „Bermuda-Dreiecke“? Wenn Sie trotz aller Aufmerksamkeit immer wieder in das selbe stürmische Umfeld geraten, dann stellen Sie sich der Herausforderung: Behaupten Sie sich!

Der sicherste Ort in einem Sturm ist sein Auge: Der Mittelpunkt, um den sich alles dreht. Bringen Sie den Jobwechsel ordentlich hinter sich, nutzen Sie den Wohnungswechsel für einen Neubeginn oder den Umbau, um etwas wirklich Schönes zu schaffen.

Machen Sie sich Ihre Sturmzonen bewusst.

Erstellen Sie eine Skizze dieser heiklen Bereiche. Achten Sie dabei auf Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten.

… und dann geht’s an’s TUN:

Entdecken Sie Ihre vermeintliche Schwäche und machen Sie sie zu Ihrer Stärke! Lösen Sie den Knoten, der Ihnen das Leben schwer macht!

Ruhe im Sturm

Ruhe im Sturm zu bewahren ist wie Vieles eine Gewohnheit. Mit ein wenig Übung wird es leichter, sich auch in schwierigen Situationen zu bewähren und  mit den verfügbaren Mitteln an konstruktiven Lösungen zu arbeiten, statt sich gegen die Umstände aufzulehnen.

Lassen Sie sich nicht von Menschen anstecken, die im Sturm die Nerven verlieren. Nutzen Sie die Ruhe im Sturm für gute, umsichtige Lösungen!

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Coaching Tipp: Allen Menschen recht getan ... Defranceschi Consulting: Brot

Allen Menschen recht getan

In Ihrem Team brodelt es. Das dringende Upgrade der Rechner verzögert sich, die Arbeitsbelastung steigt. Ihre Mannschaft läuft auf Reserve und bräuchte dringend Entlastung. Doch „Allen Menschen recht getan … ist eine Kunst, die niemand kann.“

Wenn Ihnen diese Situation (allzu) vertraut ist und Sie daran etwas ändern möchten, dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Allen Menschen recht getan.

Sie sind jetzt vielleicht versucht, bei sich einen „Fehler“ zu orten. Klar: Wenn Sie „es“ nicht auf die Reihe bringen, könnte etwas mit Ihnen nicht stimmen.

Mitnichten.

Die Tatsache, dass Sie auf dieses Thema „anspringen“ weist wohl eher darauf hin, dass Sie ein hohes soziales Bewusstsein besitzen. Es ist Ihnen wichtig, dass es den Menschen gut geht und dass die Dinge zur Zufriedenheit möglichst Aller erledigt sind. Das verdient schon mal Respekt, oder?

Gleichzeitig.

Gleichzeitig stehen Sie in der Gefahr, mit den verfügbaren Ressourcen ungünstig umzugehen. Es ist eben nicht immer möglich, allen Ansprüchen gerecht zu werden … und wer könnte behaupten, dass alle Ansprüche auch berechtigt sind? Wer wollte bestreiten, dass auch berechtigte Ansprüche manchmal anderen, ebenfalls berechtigten Ansprüchen widersprechen? Wie oft haben wir selbst widersprüchliche Ziele, die sich gegenseitig ganz einfach ausschließen?

S’Füferle und S’Weggle

Dem alemannischen Volksmund ist seit Langem bekannt, dass man kaum ‚s’Füferle und s’Weggle“ haben kann. Das Brötchen hat seinen Preis und wer den nicht zu bezahlen bereit ist, wird es nicht bekommen. Dazu gibt es keine Alternative. Zumindest keine legale.

Es lohnt sich, hier etwas genauer hinzuschauen: Was passiert, wenn widersprüchliche Anforderungen an Sie herangetragen werden?

Wie gehen Sie damit um … und wie kommen Sie zu einer fairen, tragfähigen Entscheidung?

Coaching-Tipp: Allen Menschen recht getan

Die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu ändern zählt wohl zu den anspruchsvollsten Herausforderungen, denen wir im Coaching begegnen. Zu den lohnendsten auch.

1. Legen Sie sich fest.

Beginnen Sie mit einem kleinen Tagebuch und entscheiden Sie sich, das Thema wirklich anzugehen. Das braucht nicht unbedingt viel Zeit – aber eine bewusste Entscheidung.

2. Arbeiten Sie am Konkreten.

Wählen Sie eine beliebige Situation aus, in der Sie mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert sind und notieren Sie kurz die Eckpunkte:

  • Frau Müller möchte ihre Überstunden abbauen, ein verlängertes Wochenende mit der Familie in den Bergen verbringen … und dabei endlich wieder einmal die eigenen Batterien aufladen.
  • Ein wichtiger Bestandskunde hat gerade einen neuen Auftrag angekündigt.

Jetzt ist es wieder da: Dieses unangenehme Gefühl. „Allen Menschen recht getan …“ – aber wie sollen Sie sich jetzt wirklich entscheiden?

3. Schauen Sie genau hin.

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um Ihre Handlungsoptionen auszuloten: Welche Vor- und Nachteile haben die Ihnen verfügbaren Varianten? Auf der Beziehungs- wie auf der Sachebene?

Versuchen Sie es doch einmal mit einer einfachen Wirkungsmatrix:

Nehmen Sie ein Blatt Papier zur Hand und zählen Sie die verfügbaren Optionen auf. In unserem Beispiel: Zeitausgleich gewähren oder ablehnen.

Jetzt führen Sie alle von Ihrer Entscheidung betroffenen Personen(kreise) an und detaillieren die beiden Handlungsoptionen in die besprochene Beziehungs- und Sachebene.

Defranceschi Consulting - Coaching Tipp: Allen Menschen recht getan ... Wirkungsmatrix (1)

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Bewerten Sie die Wirkung Ihrer Entscheidung auf jeder Ebene und für jede der betroffenen Personen(kreise) mit 2 (stark positiv), 1 (positiv), 0 (neutral), -1 (negativ) oder -2 (stark negativ). Der Rest ist „kleine Mathematik“.

4. Überprüfen Sie Ihr Ergebnis.

Ergänzen Sie die Grafik um Mittelwerte und Summen. Was ein Mittelwert ist? Ganz einfach: Zählen Sie Ihre Einträge in den Feldern „B“ und „S“ zusammen und dividieren Sie sie durch 2.

Ergänzen Sie die Grafik um die Spaltensummen.

Ermitteln Sie die Gesamtwirkung für „gewähren“ und „ablehnen“, indem Sie die jeweiligen Spaltensummen „B“ und „S“ zusammenzählen.

Jetzt ziehen Sie die Gesamtsumme für „ablehnen“ von der Gesamtsumme für „gewähren“ ab. Die Differenz zeigt Ihnen den Vorteil, den Sie durch die Variante „gewähren“ erzielen.

Defranceschi Consulting - Coaching Tipp: Allen Menschen recht getan ... Wirkungsmatrix (2)

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In unserem Fall ist das mit „-4“ ein recht deutlicher negativer Vorteil, also ein klarer Nachteil. Sie sind also gut beraten, den Zeitausgleich in diesem Fall nicht zu gewähren.

Selbstverständlich funktioniert das auch mit anderen Fragestellungen. 😉

5. Bleiben Sie dran.

Die „kleine Mathematik“ ist das Eine. Sie kann Ihnen im Einzelfall helfen, Klarheit zu schaffen und Tendenzen zu erkennen. Zu einem wirklich „guten“ Ergebnis finden Sie, wenn das Ergebnis Ihrer Wirkungsmatrix auch für Sie persönlich „stimmig“ ist. Und diese „Stimmigkeit“ erzielen Sie, wenn Sie diese Übung über einen längeren Zeitraum regelmäßig durchführen.

Denn die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu ändern zählt wohl zu den anspruchsvollsten Herausforderungen, denen wir im Coaching begegnen. Zu den lohnendsten auch.

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