Das Buch ist eine Provokation für alle, die mit Führung zu tun haben: Der Egotunnel. Thomas Metzinger. 2009 erschienen, hat es kein Jota seiner Brisanz verloren – ganz im Gegenteil: Wir sehen „die Welt“ nicht so wie sie ist, sondern so wie wir sind. Mit Sicherheit.
Politik und Medien
Vor Zeiten war der Anspruch an Qualitätsmedien, Sachverhalte neutral darzustellen, so dass die Leserschaft sich daraus ihren eigenen Reim machen möge. Mit der voranschreitenden Demokratisierung der Information durch die Sozialen Medien kommt den Konsumenten noch etwas mehr und deutlicher die Verantwortung zu, ihre Informationsquellen „richtig“ einzuschätzen.
Das Phänomen der „sozialen Blase“ wird uns zunehmend bewusst – auch wenn wir sie natürlich schon damals durch die Auswahl unserer Tageszeitungen und Fernsehsender erlebten.
Die nicht immer ganz fair geführten Diskussionen über „Mainstream-Medien“ und ihre zunehmende Konkurrenz mit den Distributoren „alternativer Fakten“ sind ein Teil davon. Die verbreitete Neigung, sich mit Menschen zu umgeben, die „die selben Ansichten wie wir“ haben, ist bedeutend gewichtiger.
Dafür oder dagegen?
Trump. Brexit. VdB oder Hofer. Für oder gegen Flüchtlinge, Zuwanderung, Kopftuch. Die Vorstellung, dass Andersdenkende gute Gründe für ihre Einstellung haben könnten, scheint naiv. Sag: bist du dafür oder dagegen? – Oder hast du keine eigene Meinung?
Wir bestätigen uns, wovon wir ohnehin bereits überzeugt sind und kleben unhinterfragte Slogans auf Brüche in der Argumentation und vorhandene (Bildungs)Lücken.
Wobei.
Bildung
Die Auseinandersetzung mit dieser spannenden Welt da draußen. Mit Phänomenen der Natur, der Kultur oder der Technik. Der neugierige Blick auf das Wunder Leben, von dem wir mit hoher Wahrscheinlichkeit erst einen kleinen Anteil „ent-deckt“ haben. – Wo Wissensvermittlung sich darin erschöpft, vorgefertigte Antworten zu geben statt die Fähigkeit zu trainieren, den eigenen Geist offen zu halten und Fragen zu stellen, ist „Bildung“ ein rückwärts gewandtes Reproduzieren vergangener Erfahrungen Anderer.
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“ … wusste schon der bekannte Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti.
Unternehmen
Wir unternehmen zu wenig und unterlassen zu viel. Mit Verlaub. Die Rede ist hier nicht von der Geschäftigkeit und selbstgemachten Hektik unserer Zeit. War es jemals wirklich anders?
Wer selbst ein Unternehmen gegründet hat, leitet oder darin Verantwortung trägt, kann ein Liedchen davon singen: Wie die Dinge laufen … und wie sie laufen sollten.
Der amerikanische Organisationsberater William Bridges brachte es auf den Punkt, indem er Unternehmen als „den langen Schatten ihres Gründers“ bezeichnete.
Klar bringt jede/r von uns seine Erfahrungen, Einstellungen und seinen Charakter mit. Das macht uns letztlich aus und das Leben so wertvoll. Doch durch die von unserer Persönlichkeit eingefärbte Brille betrachten wir unser Umfeld, treffen Entscheidungen von großer Tragweite, gestalten unsere Unternehmen und Beziehungen.
Die dominante Tante Emma von damals oder der anti-autoritäre Vater werden zum unhinterfragten Role-Model (oder Anti-Modell) einer Führungskultur, in der die Gründerpersönlichkeit sich – ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein – vertraute Lebensumstände rekreiert.
Führung – kraftvolle Führung
Der bekannte Ökonom und Management-Lehrer Peter F. Drucker brachte es auf den Punkt:
„Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine einzige Person führen können und auch müssen. Diese Person sind sie selbst.“
Doch wie genau funktioniert das: „Sich selbst führen“?
Der österreichische Unternehmensberater und Hernstein-Trainer Heinz Peter Wallner hat das Thema Self-Leaderhip in einem anschaulichen Videokurs aufbereitet. Führung beginnt beim Führen der eigenen Person. Beim Kennen lernen und vertraut werden mit den eigenen Denkmustern und Werthaltungen. Beim bewussten Setzen von Handlungen, aus denen wir lernen und uns weiter entwickeln – daraus erwächst kraftvolle Führung.
Führung setzt an bei der Selbstreflexion und dem bewussten Erweitern des eigenen Egotunnels. Dieser selbstreflexive Akt benötigt Training, Konsequenz und Freiraum. Und ein wenig methodische Unterstützung.
Vielleicht sind Sie der Typ für’s klassische Tagebuch. Oder es ist die liegende Acht, mit er Sie sich bei Ihren täglichen Entscheidungen Orientierung verschaffen.
Vielleicht gehören Sie auch zu den Führungskräften, die sich durch selbständiges softwareunterstütztes Training detaillierte Rückmeldungen und Tipps zu ihrem Führungsverhalten zugänglich machen.
Anyway: Führungskräfte sind Menschen wie alle anderen auch. Mit einem kleinen Unterschied:
Sie nehmen die Herausforderung an, aus dem eigenen Egotunnel heraus zu treten (oder ihn zumindest deutlich zu erweitern). 😉
Literaturtipp
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